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Die chromatische Tonleiter ist gleichzeitig eine der wichtigsten und eine der am wenigsten beachteten Tonleitern in der Musik. Es lohnt sich daher wirklich, sich mit ihr zu beschäftigen, um ihre technischen und kreativen Anwendungen zu verstehen.
Die chromatische Tonleiter enthält alle 12 Töne in fortlaufender Reihenfolge:
A, A#/Bb, H, C, C#/Db, D, D#/Eb, E, F, F#/Gb, G, and G#/Ab.
Die Tonleiter kann bei jedem dieser zwölf Töne beginnen, es gibt also zwölf verschiedene Varianten oder Umkehrungen.
Weil sie ohne Intervallmuster auskommt, wie wir sie bei Dur- oder Molltonleitern finden, enthält die chromatische Skala keine der natürlichen Kadenzpunkte dieser Tonleitern. Stattdessen beruht die chromatische Tonleiter auf einer Art gestischer Schwerkraft, um die Kadenzen angemessen wirken zu lassen.
Wenn du mehr darüber erfahren willst, warum es in einer Oktave 12 Töne gibt, dann sieh dir diesen Artikel an.
Chromatische Tonleiter: Fingersätze
Falls du noch nicht mit den Fingernummern auf dem Klavier vertraut sein solltest, dann schau dir am besten erstmal diese Übung von Skoove an:
Hier ist ein Beispiel einer chromatischen Tonleiter für die rechte Hand, die beim mittleren C beginnt:
Erkennst du bestimmte Muster bei diesem Fingersatz? Immer wenn du von einer schwarzen Taste zu einer weißen Taste wechselst, nutze deinen dritten Finger, gefolgt vom ersten Finger. Wenn zwei weiße Tasten hintereinander kommen, nimm deinen ersten Finger, gefolgt vom zweiten Finger.
Übe diesen Fingersatz zuerst langsam und werde dann Schritt für Schritt schneller, wenn du dich sicherer fühlst. Du wirst sehen, bald schon geht dir diese Fingerübung leicht von der Hand.
Wenn du den Fingersatz mit der rechten Hand gut spielen kannst, beginne das Fingermuster mit der linken Hand zu spielen:
Welche Muster erkennst du im Fingersatz der linken Hand? Unterscheidet sich das Fingermuster der linken Hand von dem der rechten Hand?
Das Muster der linken Hand weist zwischen aufeinander folgenden schwarzen und weißen Tasten eine ähnliche Geste auf wie das der rechten Hand, indem zuerst der dritte Finger spielt, gefolgt vom ersten Finger. Bei aufeinander folgenden weißen Tasten ist die Bewegung gespiegelt, erst kommt der zweite, dann der erste Finger.
Auch hier übst du den Fingersatz mit der linken Hand zuerst langsam und wirst dann schrittweise schneller. Wenn du mit der rechten und auch mit der linken Hand sicher spielen kannst, versuche die chromatische Tonleiter mit beiden Händen zusammen zu spielen, wie in diesem Beispiel:
Chromatische Tonleiter: Variationen
Nachdem du jetzt den Fingersatz für eine chromatische Tonleiter für beide Hände gelernt hast, bringen wir nun etwas Abwechslung und Variationen in dein Üben von Tonleitern.
Alle 12 Tasten
Übe zuerst die chromatische Tonleiter über eine Oktave mit allen 12 Tönen mit beiden Händen. Achte besonders darauf, wie und wo deine Finger sich im Gleichklang bzw. gegenläufig bewegen.
Gegenläufige Bewegung
Danach kannst du beginnen, die chromatische Tonleiter in gegenläufiger Bewegung zu üben. Eine Skala gegenläufig zu spielen heißt, dass sich eine Hand auf den Tasten nach oben bewegt, die andere nach unten. Falls du es nicht schon tust – es lohnt sich auf jeden Fall, alle deine Tonleiter-Übungen auch in gegenläufiger Bewegung zu spielen.
Wenn du die chromatische Tonleiter in gegenläufiger Bewegung spielst, ist es am einfachsten, beim D zu beginnen, weil die Fingersätze dabei symmetrisch sind. Hier ist ein Beispiel für eine chromatische Tonleiter in gegenläufiger Bewegung, beginnend beim D:
Wie immer beginnst du auch die chromatische Tonleiter in gegenläufiger Bewegung zunächst langsam zu üben, bis du dich sicherer fühlst und sie schneller spielen kannst. Das ist eine tolle Übung, um Fingerfertigkeit und Tempo auf der Tastatur zu verbessern. Wenn du dich mit einer Oktave wohlfühlst beim Spielen, kannst du diese Übung auf zwei oder sogar drei Oktaven erweitern.
Gegenläufige und parallele Bewegung
Du kannst diese Übung variieren, indem du die gegenläufige und die parallele Bewegung abwechselst. Beginne, wie oben im Notenbild, beim D und wenn du bei der gegenläufigen Bewegung das Ende der ersten Oktave erreicht hast, bewegst du dich mit beiden Händen gemeinsam in paralleler Bewegung eine weitere Oktave aufwärts. Damit ist deine rechte Hand zwei Oktaven höher als am Anfang und deine linke Hand ist wieder in der Ausgangsposition.
Für diese Art von Bewegungen gibt es alle möglichen Varianten. Lass dich darauf ein und probiere einfach ein paar davon aus!
Sequenzmuster
Gehören Sequenzmuster zu deinen Übungen am Klavier? Sequenzmuster sind eine tolle Methode, um das Tempo und die Fingerfertigkeit auf der Tastatur zu verbessern. Gerade die chromatische Tonleiter ist sehr gut für diese Art von Mustern geeignet.
Eine Sequenz ist im Grunde ein sich wiederholendes Muster von Noten, das auf Tonleitern nach oben oder unten bzw. auf einer feststehenden Position gespielt werden kann. Hier ist ein Beispiel eines Sequenzmusters mit drei Noten auf einer chromatischen Tonleiter, die beim mittleren C beginnt:
Um dieses Muster zu bilden, startest du beim mittleren C und gehst auf der Tonleiter drei Töne aufwärts, dann beginnst du beim nächsten Ton, dem C# und gehst wieder drei Töne aufwärts. Nun startest du beim dritten Ton, dem D, und spielst erneut drei Töne aufwärts. Dieses Muster wird aufwärts bis zum C eine Oktave höher gespielt.
Danach kannst du mit dem umgedrehten Muster das Ganze abwärts spielen. Hier ist das gleiche Muster, aber für die linke Hand notiert:
Erkennst du Ähnlichkeiten zwischen den Fingermustern der linken und der rechten Hand bei dieser 3-Noten-Sequenz?
Wenn du das Gefühl hast, du spielst dieses Muster sicher mit jeder Hand, dann versuche, es mit beiden Händen zusammen zu spielen. So sieht das Notenbild dazu aus:
Wie bei dem vorherigen Beispiel gibt es auch hier unzählige Variationen dieses Musters. Wenn du die Sequenz mit beiden Händen vom C aus sicher spielst, kannst du daran gehen, sie nach und nach von allen 12 Tasten der Tonleiter aus zu spielen. Du kannst das Muster auch um eine, zwei oder drei Oktaven erweitern. Oder du wendest diese Drei-Noten-Sequenz auf das Beispiel mit der gegenläufigen Bewegung vom D aus oder der Kombination aus gegenläufiger und paralleler Bewegung an.
Improvisieren mit der chromatischen Tonleiter
Wie oft ist das Improvisieren Teil deiner Übungen am Klavier? Improvisieren ist eine tolle Methode, dich in der Musik zu verlieren und kreativ zu werden. Und die chromatische Skala ist perfekt dafür geeignet, weil sie im Gegensatz zur Blues-Tonleiter alle 12 Töne enthält!
Mehr zum Thema Improvisation findest du in dieser Übung bei Skoove:
https://vimeo.com/359738477
Spiele die folgenden Beispiele improvisierter Notenfolgen innerhalb der chromatischen Tonleiter:
Beispiel 1:
Beispiel 2:
Beispiel 3:
Lass dich von diesen Beispielen für deine eigenen Improvisationen und deine eigene Musik inspirieren. Die chromatische Tonleiter ist wie ein großes Spielfeld, das du erkunden kannst. Spiele einfach drauf los!
Scale Generator: Teste den Tonleiter Generator
Tipp: Teste den folgenden Klavier-Tonleiter-Generator, um interaktiv Tonleitern zu lernen.
Dieser Scale Generator ist ein nützliches Tool beim Lernen von Dur- und Molltonleitern. Klicke einfach auf „Scale“ (Tonleiter) sowie „Root“ (den Grundton der Skala) und wähle dann Dur (Major) oder Moll (Minor) aus. Das Programm zeigt dann alle Noten dieser Tonleiter auf der Tastatur an. Diese Software ist sehr nützlich, wenn du dir schnell und einfach die Muster von allen Dur- und Molltonleitern auf der Tastatur ansehen willst. Probiere es aus und sei kreativ!
Tipp: Wenn du diesen Artikel auf einem Mobilgerät liest, drehe es ins Querformat, um den Generator in voller Größe zu sehen.
Chromatische Tonleiter
Die chromatische Tonleiter zu verstehen und zu üben ist wirklich sehr nützlich, denn sie hilft dabei eine gute Technik am Klavier zu entwickeln und flüssiger Klavier zu spielen. Wenn du die Beispiele aus diesem Artikel regelmäßig übst, wirst du diese einzigartige Tonfolge schnell beherrschen! Hier ist eine Liste mit populären Melodien, die die chromatische Tonleiter verwenden.
Vielleicht findest du ja auch in deinem Übungsmaterial oder in der Musik, die du gern hörst, Beispiele für eine chromatische Tonleiter. Je öfter du sie oder andere Musikkonzepte hörst und entdeckst, desto schneller werden sich deine Fähigkeiten am Klavier entwickeln!
Autor dieses Artikels:
Eddie Bond ist Multiinstrumentalist, Interpret, Komponist und Musiklehrer, der derzeit in Seattle, Washington, in den USA lebt. Er trat häufig in den USA, in Kanada, Argentinien und China auf, hat über 40 Alben veröffentlicht und arbeitet seit mehr als zehn Jahren mit Musikschülern aller Alters- und Fähigkeitsstufen.