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Intervalle bezeichnen in der Musik den Abstand der Tonhöhe zwischen zwei Tönen, die entweder gleichzeitig oder nacheinander gespielt werden. Begriffe, wie Sekunde, Terz, Quarte, Quinte oder Septime hast du vielleicht schon einmal gehört. Und wenn du dich jemals gefragt hast, wie du schneller lernen kannst, Klavier zu spielen – dann ist das Verstehen von Intervallen genau der richtige Weg. In diesem Artikel erfährst du deshalb, was Klavier Intervalle sind, wie du sie bestimmen sowie beim Notenlesen und Improvisieren nutzen kannst. Denn gerade für Einsteiger sind sie ein praktisches und wirksames Hilfsmittel, um das Klavierspielen zu erlernen.
Mit Klavier Intervallen Noten lesen lernen
Notenlesen lernen in der Vergangenheit
Es ist interessant zu sehen, wie sehr sich die Lernmethoden mit der Zeit verändert haben. Noch vor einigen Jahrzehnten vermittelten die meisten Lehrbücher die Methode „eine Note nach der anderen“ – ein ziemlich aufwändiger Weg, um Noten lesen und Klavier spielen zu lernen. Denn es dauerte eine ganze Zeit, bis Schüler in der Lage waren, einfache Melodien und schließlich Akkorde lesen zu können.
Notenlesen lernen mit Klavier Intervallen
Heute wird dagegen in der Regel ein Weg eingeschlagen, der weitaus intuitiver ist. Klavier-Anfänger lernen das Notenlesen über das Verstehen von Intervallen und entwickeln dabei ihre Fähigkeiten zur Mustererkennung.
Die Methode: Muster erkennen
Denke mal kurz darüber nach, wie du diesen Artikel liest. Sicherlich liest du nicht jeden einzelnen Buchstaben. Du erkennst stattdessen ein gesamtes Wort als ein Muster und liest auch anhand dieser Wortmuster. Es wäre schließlich sehr ineffizient einen Text Buchstabe für Buchstabe zu lesen. In der Musik ist es genau das Gleiche: Es wäre sehr aufwändig, jede Note einzeln zu lesen.
“In beiden Fällen geht es darum, größere Einheiten zu erkennen, wie Wörter, Akkorde oder Tonleitern, statt einzelne Buchstaben und Noten.“ (zitiert nach einer Studie von Prof. Katarzyna Julia Leikvoll)
Den vollständigen Artikel findest du hier.
Intervalle in der Musik
Schritte
Mit Hilfe von Intervallen erkennen wir Muster in der Musik. Schauen wir uns dafür noch mal das erste Intervall an, das du wahrscheinlich gespielt hast. Die Skoove App zeigt dir den genauen Fingersatz und wartet, bis du die richtigen Tasten gedrückt hast.
Hier hast du von C nach D gespielt. Als dein erster und zweiter Finger sich bewegten, spielten sie das Intervall einer großen Sekunde. Das ist das Gleiche wie zwei Halbtöne. Diese Mustererkennung von Schritten kannst du nun auch auf andere Noten anwenden.
Suche dir eine Taste zum Beginnen und folge dann einfach dem Muster. Du kannst nun eine beliebige Zahl von Noten aufwärts oder abwärst Schritt für Schritt spielen. Es kommt also nicht darauf an, gleich jede Note zu erkennen, solange du das Muster erkennst.
Mehr über die Notenerkennung erfährst du hier.
Sprünge
Neben den „Schritten“ können wir auch „Sprünge“ spielen. Am Anfang solltest du bei einem Sprung nicht nur einen Finger, sondern auch eine Note überspringen (mehr dazu später). Also, los geht´s. Die Skoove App hilft dir dabei, deine Hand richtig zu platzieren und die richtigen Finger zu verwenden.
Dieser Sprung ist das Intervall einer Terz (3 oder 4 Halbtöne). Dieses Intervall ist sehr praktisch für das Spielen und Lesen von Akkorden.
Sprünge und Schritte
Das ist eine tolle Übung für alle, die das Notenlesen mit Mustererkennung üben wollen. Um die besten Ergebnisse zu erzielen, konzentriere dich auf die Muster und darauf, wie sich deine Finger bewegen. Die Skoove App wartet, bis du die richtigen Noten spielst, du brauchst also nicht einmal auf die Tasten zu schauen – eine echt gute Methode, mit der du lernst, dich auf den Tasten des Klaviers zu orientieren und auch dein Gehör trainierst.
Ein Stück mit Intervallen spielen
Spiele diese Sonate, um deine neuen Fähigkeiten zu trainieren. Erkennst du das eine Intervall, das größer als ein Schritt (Sekunde) oder Sprung (Terz) ist?
Es ist das Intervall vom G abwärts auf das D: eine Quarte (G auf der Notenlinie, F im Linienzwischenraum, E auf der Linie, D im Zwischenraum = 4 Noten). Es wird vom 5. bis zum 2. Finger gespielt. Vielleicht willst du jetzt das Stück noch einmal spielen, diesmal kannst du dich darauf konzentrieren, bei der Fingerbewegung auf die Größe des Intervalls zu achten. Die Skoove App hört zu, wie du spielst und gibt dir Feedback.
Melodische und harmonische Intervalle
Bis jetzt haben wir uns melodische Intervalle angeschaut. Das sind die Intervalle, aus denen die Melodie entsteht. Nun wollen wir uns auch harmonische Intervalle ansehen – diese Intervalle werden vertikal notiert, sie bilden Akkorde oder Dreiklänge.
Dreiklänge
Das Wort Dreiklang bedeutet einfach 3 Noten. Im nächsten Stück bestehen die Dreiklänge aus 2 Intervallen einer Terz. Übrigens: Das Intervall zwischen der untersten und der obersten Note ist eine Quinte (von lateinisch: quinta, die Fünfte). Eselsbrücke: Zähle die Zahl der Noten – C, D, E, F, G – und du kommst auf 5. Die Skoove App zeigt dir den passenden Fingersatz, um diese Dreiklänge zu spielen. Das ist in dieser Phase sehr wichtig.
Dreiklänge mit unterschiedlichen Intervallen
Wenn du die Erkennung von Intervallen nutzt, um Akkorde zu lesen, brauchst du nur den Namen einer einzigen Note des Akkords zu wissen. Ausgehend von dieser Note kannst du die Form des ganzen Akkords erkennen und ihn spielen. Das nächste Stück macht wirklich Spaß, da es einen Spannungsaufbau bietet, gefolgt von einer Auflösung (durch einen konsonanten Akkord).
Wie schon beim vorigen Beispiel ist es wichtig, den Fingersatz zu verwenden, den die Skoove App vorschlägt. Du siehst, dass die Akkorde aus Sekunden- (Schritt) und Terz- (Sprung) Intervallen bestehen. Wegen des geringen Abstands sind die Noten eines Sekunden-Intervalls in einem Akkord sehr nah nebeneinander gedruckt. Achte beim Spielen auf deine Fingerbewegungen. In jedem Takt bleiben die obersten zwei Noten und Finger gleich. Außerdem bewegt sich die tiefere Note einen Schritt nach unten und wird vom Daumen gespielt.
Wenn du mehr über Intervalle, Akkorde und Tonleitern erfahren willst, dann freu dich auf diese Artikel über Klaviertonleitern und über einfache Klavierakkorde für Anfänger.
Intervalle und die Tasten auf dem Klavier
Jetzt weißt du, dass das Verstehen von Intervallen dir dabei hilft, schneller Noten lesen zu lernen. Aber das ist noch nicht alles. Intervalle unterstützen dich auch dabei, dich besser auf den Klaviertasten zu orientieren. Du bekommst also ein besseres Gefühl dafür, wo die Tasten unter deinen Fingern liegen. Dadurch wird dir das Klavierspiel leichter fallen und du wirst bald flüssiger spielen.
Noten lesen mit Intervallen = mit deinen Fingern „sprechen“
Je mehr wir das Tastgefühl unserer Finger entwickeln, desto besser wird auch ihr „Tastengefühl“ und desto verlässlicher werden sie die richtigen Tasten auf dem Klavier spielen!
Abstrakte Hinweise wie, jetzt spiele ein C, nun D, dann F und E, verbessern nicht die reale Verbindung der Finger mit den Tasten. So werden die Finger einfach mental durch unser Gehirn dazu gebracht, die richtige Note zu spielen.
Wenn wir jedoch Intervalle nutzen, können wir die „Sprache“ der Finger auf den Tasten verwenden. Zum Beispiel so:
Beginne auf C, gehe einen Schritt nach oben, dann einen Sprung nach oben und einen Schritt nach unten. Wenn du den Namen der letzten Note nennen kannst, die du gespielt hast (ohne nach unten zu schauen) – dann hast du wirklich eine gute körperliche Verbindung mit den Klaviertasten. Das ist eine Methode, um ein flüssiges Spiel zu üben.
Für Einsteiger am Klavier ist es wichtig, sowohl die körperliche als auch die mentale Verbindung zu entwickeln.
Wenn du mehr aus deinen Übungen herausholen willst: Dann nutze diese vier Tipps zum effektiven Klavier lernen.
Intervalle und die körperliche Verbindung zu den Klaviertasten
Zeit für eine weitere Übung: Diesmal geht es darum, dass du dich mit Hilfe von Intervallen mit den Tasten vertraut machst. Skoove führt dich und gibt dir Feedback – du brauchst also eigentlich gar nicht nach unten zu schauen. Auf diese Weise verbesserst du dein Tast(en)gefühl.
Wende deine neuen Fertigkeiten gleich in unserem Mix & Match Kurs an!
Benutze den richtigen Fingersatz
Weiter oben habe ich dir geraten, den Fingersatz zu nutzen, den Skoove empfiehlt – jetzt sage ich dir, warum. Eine der Grundfertigkeiten, die Einsteiger am Klavier lernen, ist das Spiel in der 5-Finger-Position. Wenn sie nicht spielen, richten sich deine Finger also an fünf nebeneinander liegenden Tasten aus. Diese Fähigkeit ist ein wichtiger Schritt beim Lesen von Intervallen. Hat das mit dem Fingersatz beim vorigen Stück schon gut geklappt?
Übung zum Lesen von Klavier Intervallen
Bist du bereit für die nächste Herausforderung? Besorge dir sogenannte „Sight-reading Cards“, also Karten zum Notenlesen, die das Lesen von Intervallen anregen. Wähle irgendeine Note zum Beginnen aus und lese dann nach Intervallen. Der ultimative Test: Versuche jede Note zu benennen, die du spielst, ohne nach unten zu schauen.
Intervalle verstehen beim Improvisieren
Was vielen beim Improvisieren durch den Kopf geht, ist: „Was passiert, wenn ich etwas spiele, das ‚falsch‘ klingt?“ Die einfache Lösung liegt in den Intervallen. Manche Intervalle sind konsonant, manche sind dissonant.
Die Magie von Sekunden-Intervallen
Erinnerst du dich noch an Luxus-Akkorde und harmonische Spannungen? Jedes Mal wurde eine Dissonanz aufgelöst durch das Spielen des Intervalls einer fallenden Sekunde.
EXTRA-TIPP
Wenn du ein dissonantes Intervall spielst, das Noten enthält, die nicht zu der jeweiligen Tonleiter gehören, behalte die Bass-Note bei und bewege dich in den Höhen eine Note ab- oder aufwärts. Das wird den Konflikt lösen. So helfen dir Sekunden-Intervalle beim Improvisieren.
Beispiel: Wenn deine linke Hand ein F# spielt, schaffe eine Dissonanz und spiele mit der rechten Hand ein G#. Dann löse diese Dissonanz, indem deine linke Hand auf F# bleibt, aber deine rechte Hand sich um einen Schritt bewegt zu F# der A#. Es gibt ein weiteres dissonantes Intervall zwischen H und C#. Experimentiere ein wenig herum mit dem Auflösen von dissonanten Sekunden-Intervallen.
Die Konsonanz von Terz-Intervallen
Im folgenden Stück kannst du eine beliebte Akkordfolge üben. Alle Intervalle sind konsonante Terzen
Konsonanz und Dissonanz voraussagen
Beim Improvisieren kannst du darauf bauen, bestimmte Klänge zu erwarten. Wenn du einen Akkord mit C, E und G spielst, wirst du merken, dass D und F eine Dissonanz hervorrufen, denn sie bilden Sekunden-Intervalle.
Auch über das Improvisieren auf dem Klavier gibt es einen weiterführenden Artikel.
Intervalle und nach Gehör spielen
Viele Klavierspieler wünschen sich, nach Gehör spielen zu können – also am Klavier zu sitzen und ein Lied oder eine Melodie einfach nach Gehör einzüben, statt nach Noten. Indem du dein Bewusstsein für den Klang und die Größe von Intervallen entwickelst, gehst du schon den ersten Schritt in diese Richtung.
Zum Klavier spielen lernen gehört auch, frühere Übungen später noch einmal anzuschauen, um sie mit den neuen Fähigkeiten besser zu verstehen. Es ist also durchaus sinnvoll, wenn du dir deine Lieblingsstücke vom Anfang erneut vornimmst und sie jetzt mit deiner neuen Aufmerksamkeit für und dem Wissen darüber, wie Intervalle funktionieren, zu spielen.
Hier ist einer meiner Favoriten – American Pie. Die Skoove App hört dir zu und wartet geduldig, du kannst also beim Spielen auch ein paar Intervalle trainieren.
Nützliche Links
Hier sind weitere nützliche Artikel dazu bei Skoove:
- Dur- und Mollakorde auf dem Klavier
- Tonleitern auf dem Klavier verstehen
- Was ist ein Arpeggio?
- Septimenakkorde auf dem Klavier
Und jetzt wünsche ich dir viel Spaß beim Anwenden deiner neuen Fähigkeiten. Du hast gelernt, diese Intervalle zu spielen: Sekunde, Terz, Quarte und Quinte. Bald schon wirst du auch diese Intervalle erkennen: Sexte, Septime und Oktave. Zum Schluss gibt es noch ein Stück bewegender Musik. Hier kannst du mit der linken Hand größere Intervalle erkunden und mit der rechten Hand schon bekannte Intervalle spielen.
Die Macht der Intervalle
Intervalle helfen bei der Mustererkennung und erleichtern damit das Notenlesen beim Klavier spielen. Sie sind die „Sprache“ deiner Finger, weil sie eine gute körperliche Verbindung mit den Tasten herstellen. Intervalle sorgen in der Musik auch für Dissonanzen und ihre Auflösung, die zu den Kernelementen westlicher Musik gehören. Dank der Spannung, die mit Dissonanz und Auflösung erzeugt wird, erleben wir all die menschlichen Emotionen, die Musik zu so einer tiefgründigen, persönlichen Erfahrung machen. Viel Spaß beim Anwenden deines neuen Wissens über Klavier Intervalle beim Lesen, Hören und Spielen von Musik.
Autorin dieses Artikels:
Roberta Wolff hatte mit 5 ihre ersten Klavierstunden und bis heute macht ihr das Lernen Spaß. Derzeit lehrt sie in Großbritannien Klavierpädagogik auf postgradualem Niveau und gibt Performance Workshops. Daneben ist sie als Privatlehrerin für Klavierschüler*innen aller Altersstufen und Fähigkeiten tätig. Außerdem entwirft sie Lern- und Übungsmaterialien. Roberta schreibt gern, um andere bei ihrer musikalischen Lernreise mit dem Piano zu unterstützen.